Der Trialog ermöglicht Austausch zwischen Menschen mit (p)DIS und Menschen, die sie beruflich oder als Freund*innen und Angehörige unterstĂĽtzen.Â
Auf dieser Seite möchten wir ĂĽber die „Chancen und Risiken“ des Trialogs aufklären. Das soll Dir ermöglichen, fĂĽr Dich/ fĂĽr euch zu prĂĽfen, ob eine Teilnahme aktuell passt und möglich ist. Das darf sich natĂĽrlich jederzeit ändern.
Wenn Du teilnehmen möchtest, findest Du außerdem eine Checkliste zur Vorbereitung auf den Trialog.
Bei offenen Fragen kontaktiere uns gerne.
Chancen
- Der Trialog soll ein Ort sein, an dem man sich regelmäßig über DIS-spezifische Themen austauschen und mit anderen, dem Thema wohlmeinend eingestellten Personen, treffen kann.
- Der Austausch kann Lernen vom Erfahrungswissen anderer, eine Erweiterung der eigenen Perspektiven und Verständnis des eigenen Erlebens ermöglichen.
- Der Trialog kann dabei helfen, GefĂĽhle von Einsamkeit, Isolation und Ohnmacht ein bisschen zu lindern. Man merkt: Man ist nicht alleine mit diesen Themen.
- Einen Raum zu erleben, in dem das Viele sein „da sein darf“, in dem man verstanden wird und in dem andere um das wissen, was hinter einer DIS steht, kann eine sehr stärkende Erfahrung sein.
- Der Trialog ist ein Ort, an dem die DIS als schwere Traumafolgestörung und die dahinter stehende Gewalt einschließlich ORG anerkannt sind. Das kann ein Gegengewicht sein zu der von vielen Betroffenen und ihren Helfern erlebten Diskriminierung.
- Der Trialog kann eine Erfahrung von Augenhöhe sein und damit zu Respekt zwischen Betroffenen, Fachpersonen und Angehörigen beitragen. Beim Trialog wird auch sichtbar, dass viele Teilnehmende „Mehrfachrollen“ haben, z.B. sind Betroffene oft auch Erfahrungsexpert*innen und/oder Fachpersonen, Fachpersonen sind oft auch Angehörige usw..
- Der Austausch mit anderen Beteiligten jenseits der eigenen Rolle kann Verständnis fĂĽr einander schaffen. Als Fachperson ist man nicht in der Rolle der „Helfenden“ und kann jenseits davon in Austausch ĂĽber das eigene Erleben gehen. Betroffene können jenseits der Rolle der „Klient*in“ sein und Angehörige sind mit ihrer eigenen Perspektive eingeladen.
- Der Trialog ermöglicht Kontakt und Vernetzung mit anderen Menschen, die mit dem Thema zu tun haben. Durch die regelmäßigen Treffen wird Kennenlernen möglich in einem geschützten Rahmen.
- Aus dem Trialog können Projekte der Selbsthilfe oder Intervision, politisches Engagement etc. entstehen.
Risiken
- Der Trialog hat ein offenes Konzept, es sind also jedes Mal neue / fremde Menschen dabei. Auch wir aus dem Orga-Team kennen die Teilnehmenden oft nicht.
Wenn man mehrmals da ist, wird der Anteil der „bekannten Gesichter“ natĂĽrlich immer größer, was fĂĽr viele den Trialog von Mal zu Mal entspannter und vertrauter macht.
- Solch ein offener Austausch kann durchaus anstrengend und herausfordernd sein. Es ist wichtig, während des Trialogs gut auf die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu achten. Für die Teilnahme sollten Betroffene ihr System gut genug kennen und einschätzen können, um zu wissen, dass Selbstregulation und Selbstfürsorge grundsätzlich möglich sind und dass es für das System insgesamt okay (genug) ist, teilzunehmen. Plant euch bei Bedarf am Tag nach dem Trialog einen Pausentag ein (oder mehrere) und überlegt, was euch nach dem Trialog gut tut.
- Der Fokus im Trialog liegt auf dem Leben mit DIS im Heute und dem Umgang damit. NatĂĽrlich schlieĂźt das auch schwere Themen mit ein.
Hier braucht es eine Balance zwischen ehrlichem Erfahrungsaustausch und einem Gespür für die jeweilige Gruppe. Andere Teilnehmende bringen eine eigene – womöglich ähnliche – Geschichte mit und können jeweils an einem anderen Punkt damit stehen.
Eigenes Erleben darf da sein und so geteilt werden, wie es ist – mit Bedacht auf andere Teilnehmende. Es ist kaum vermeidbar, dass Gespräche auch aufwühlend oder triggernd sein können. Wir möchten auch schweren Themen Raum geben, aber möglichst so, dass es für niemanden überfordernd ist.
Beim Trialog wird grundsätzlich nicht über traumatische Details oder Inhalte erlebter Gewalt gesprochen – auch nicht von Helfern oder Angehörigen.
Wenn jemand dazu ansetzt oder Einzelheiten erzählt, darfst Du die Person unterbrechen. Hole ggfs. unsere Moderation oder das Awareness-Team dazu.
- Unser Team darf jederzeit angesprochen werden. Für Gespräche und Orientierung sind wir gerne da. Für die Regulation auch nach schwierigen Situationen sind aber alle Teilnehmenden selbst verantwortlich. Es gibt keine anwesenden Psychotherapeut*innen o.ä., die Krisen auffangen können. Gerne können Begleitpersonen – auch Freund*innen – mitgebracht werden.
- Aus den unterschiedlichen Perspektiven können Verletzungen entstehen. Gerade unter fremden Menschen kann es sein, dass Aussagen falsch verstanden oder missverständlich formuliert werden. Es kann herausfordernd sein, bestimmten Rollen zu begegnen, wenn diese in der eigenen Biografie mit Trauma assoziiert sind (z.B. Betroffene mit sehr ähnlichem Hintergrund; Fachpersonen, die in einer Psychiatrie, Ämtern oder in der Jugendhilfe arbeiten; oder Ehepartner oder Verwandte / Eltern als Angehörige).
- In jeder Kleingruppe gibt es zu Beginn eine Vorstellungsrunde. So bekommst Du einen Einblick, wer in Deiner / eurer Gruppe ist. Die Kleingruppen dĂĽrfen jederzeit gewechselt werden.
- Der Trialog ist – schon aufgrund des offenes Konzepts – kein sicherer Ort. Es kann sein, dass Personen anwesend sind, die Täterkontakt haben oder Täter sind oder sonst eine schädliche Absicht mitbringen. In diesem Zusammenhang können wir auch nicht dafür garantieren, dass alle Teilnehmenden die Inhalte des Trialogs für sich behalten. Wir können auch illegale Aufzeichnungen oder Triggerversuche u.ä. nicht ausschließen. Sobald wir schädliches Verhalten mitbekommen, verweisen wir diese Person natürlich aus dem Trialog. Wir stehen parteiisch auf der Seite Betroffener und dulden auch keinerlei Aussagen in Richtung False Memory oder das Anzweifeln von Biografien Betroffener.
- Falls Du / ihr schädliches Verhalten wahrnimmst oder Dich mit irgendetwas unwohl fühlst, melde uns das bitte zurück. Du kannst beim Trialog Menschen aus dem Team ansprechen oder unser Feedback-Formular nutzen. Wenn Du überlegst, ob Du uns etwas rückmelden möchtest, und zu keiner Entscheidung kommst, melde es uns bitte zurück. Wir sind auf die Wahrnehmung und Eindrücke aller Teilnehmenden angewiesen. Auch vage Gefühle können sich beispielsweise häufen und so eindeutiger werden. Gemeinsam können wir den Trialog zu einem möglichst sicheren Ort für alle machen.
- Der Trialog ist dazu gedacht, vor Ort – während den Trialogen – in Kontakt kommen zu können. Durch den offenen Austausch gibt es auch die Möglichkeit, mit einzelnen Menschen regelmäßig ins Gespräch zu kommen und sich besser kennenzulernen. Du musst darüber hinaus keine Kontaktdaten austauschen oder mit Teilnehmenden außerhalb des Trialogs in Kontakt gehen. Das solltest Du / ihr nur in Erwägung ziehen, wenn Du Dich dabei absolut wohl und sicher fühlst. Beim Trialog kannst Du anonym bleiben und selbst entscheiden, was Du von Dir teilen magst.
Wenn Du Fragen hast, schreibe uns gerne.
Gedanken zur Vorbereitung auf den Trialog
Du hast Dich entschieden, an einem Trialog dabei zu sein?
Dann freuen wir uns auf Dich/ euch 🙂
Diese Ideen können hilfreich sein, um sich auf die Teilnahme vorzubereiten:
Vor dem Trialog
â–˘ Â Anmeldung fĂĽr den Trialog
â–˘ Â Sich Ort und Datum abspeichern
▢  Trialog vor Ort: Die Fahrt planen – begleitet jemand die Fahrten, fahren ichwir alleine? Mit Zug oder Auto? Was erleichtert die Anreise?
▢  Digitaler Trialog: Technik vorbereiten und ggfs. testen, HyHyve ausprobieren – klappt alles? An welchem Ort fühlen ichwir uns wohl? Was brauchen wir in unserer Nähe?
â–˘ Â Nochmal checken: FĂĽhlen ichwir uns heute fit genug fĂĽr eine Teilnahme? Aufregung und Stress sind natĂĽrlich normal und fĂĽr Viele ist es erstmal eine HĂĽrde, die sich aber auch lohnen kann.
Sich aber nochmal bewusst machen: Es darf abgesagt werden, eine Teilnahme darf auch „ausprobiert“ und abgebrochen werden.
beim Trialog
▢ Möchte ich eine Begleitperson mitnehmen?
â–˘ Gibt es jemanden, die/den ich anrufen kann, falls es mir beim Trialog schlecht geht oder mich etwas belastet? Gibt es jemanden, die/der mich im Notfall abholen und da sein kann?
▢ Gibt es Skills/ Gegenstände, die ich dabei haben kann und die mir bei der Emotionsregulation helfen?
â–˘ Das Orga-Team und ggfs. das Awareness-Team darf angesprochen werden!
▢ Prüfen: Wie fühlt sich die Gruppe an? Geht es miruns okay? Was möchten wir teilen?
Es ist schön, wenn alle ein bisschen von sich erzählen, damit eine offene Atmosphäre entstehen kann und alle einschätzbar sind. Was und wie viel, entscheidet jede*r selbst!
nach dem Trialog
▢ wie viel Pausenzeit und freie Tage möchte ich einplanen?
â–˘ was tut miruns nach dem Trialog gut?
▢ möchte ich nach dem Trialog jemanden treffen oder mit jemandem telefonieren?
▢ gibt es Möglichkeiten, wie alle aus einem System Rückmeldung zum Trialog geben können? Vielleicht möchtet ihr über den Trialog und die Erlebnisse Tagebuch schreiben und/oder mit jemandem darüber sprechen?
â–˘ Feedback an den Trialog: wir freuen uns ĂĽber ehrliche RĂĽckmeldungen
Du kannst Dir die Liste auch gerne downloaden und digital verwenden oder ausdrucken: